Grüße aus London
Was kann Mut bewirken? Hier ein paar Überlegungen zu Mut allgemein und dazu, wie du deinen Mut kultivieren und fördern kannst. Aus aktuellem Anlass am praktischen Beispiel meiner Klientin Beatrix Becker und ihres musikalischen Brückenbaus über Kontinente hinweg.
Beginnen möchte ich mit einer kleinen Erinnerung: Vieles von dem, was uns heute selbstverständlich scheint, hat einmal Mut erfordert.
Zum Beispiel schreibe ich diese Zeilen in London – an einem Ort, der früher nur auf gefährlichen Wegen erreicht werden konnte.
Heute rechnen wir entspannt in Flugstunden statt in Kutschtagen und Überfahrten. Und selbst wenn jemand Flugangst hat: Fliegen fordert heute definitiv weniger Mut als zu Zeiten der Gebrüder Wright.
Ohne ihre Pionierleistung, ihr Aufbäumen gegen die Routine ihrer Zeit wäre die Routiniertheit des heutigen Flugbetriebs nicht denkbar.
Mut macht möglich
Mut kann also dafür sorgen, dass etwas Neues in die Welt kommt, das spätere Generationen für selbstverständlich halten werden.
Historisch ging es dabei oft um Kriege, in letzter Zeit zum Glück eher ums Hinkriegen. Ob Flugzeugbau oder Frauenwahlrecht, Schulmedizin oder gleichgeschlechtliche Ehe, mindestens zwei Dinge waren immer nötig:
- Die Idee, dass es auch anders geht als bisher
- Der Mut, diese Idee auch gegen Widerstände durchzusetzen
Oder in den Worten, die du bei mir öfter lesen wirst, weil sie so zentral für Kreativität sind: Vorstellen und Herstellen.
Ich arbeite deshalb so gerne mit Führungskräften und Kulturkreativen, weil beide auf die eine oder andere Art solche Pionierleistungen erbringen (müssen).
Vielleicht nicht gleich in so globalen Dimensionen wie die Wright-Brüder. Aber sie gehen voran und bringen Neues in die Welt. Frei nach dem Motto: Ideen haben ist Silber, Ideen umsetzen ist Gold.
Mut hoch drei
Wenn dir das bekannt vorkommt, klopf dir ruhig mal auf die Schulter. Denn kreativ in Führung gehen erfordert dreifach Mut:
- Mut, anders zu denken als bisher, Perspektivwechsel zu wagen
- Mut, dich zu entscheiden, denn es wird immer mehr Ideen geben als du verwirklichen kannst
- Und schließlich: Mut in der Umsetzung. Den Mut, an der für dich richtigen Idee auch bei Gegenwind festzuhalten. Und sie trotzdem beherzt wieder loszulassen, wenn dir unterwegs eine bessere Idee begegnet
Mut ist der Treibstoff deines Dranbleibens. Auch wenn dir Ablehnung und Kritik entgegengebracht werden. Auch wenn sich unerwartete Hindernisse auftun. Auch wenn du nicht sicher sein kannst, ob du dein Ziel wirklich erreichst (und ob es da wirklich so schön ist wie du hoffst).
Das hat etwas Heldenhaftes, auch im postheroischen Zeitalter. Und wenn ich meine Klient:innen so anschaue: Sie alle sind für mich Heldinnen und Helden!
Weil sie Neuland betreten, nicht ohne Angst, aber mit Mut. Teams zum Erfolg führen, Umbrüche managen, Bücher schreiben, CDs produzieren, Gesangsschulen und Yogastudios aufbauen, Heilung und Nachhaltigkeits-Impulse in die Welt tragen und vieles mehr.
Und weil sie mich nicht ins Boot holen, um ihnen „Mut zu machen“. Auch wenn sich das Bild hartnäckig hält: Coaching ist keine Motivations-Veranstaltung bei der wir am Ende „Tschacka“ rufen und hoffen, dass es etwas nützt …
Mut als Treibstoff
Ja, Mut ist manchmal das Ergebnis von Coaching. Aber vor allem ist Mut eine Bedingung dafür. Denn deinen Träumen, auch deinen Blockaden auf die Spur zu kommen und dich „trotzdem“ auf den Weg zu machen – dabei geht es durchaus zur Sache und ans Eingemachte (hier mehr zu meinem Coaching-Verständnis).
Wenn du dich traust diesen Weg zu gehen, setzt das meist sehr viel Kraft frei. Kraft, die du nutzen kannst um dein Thema voranzubringen, dein Anliegen in die Welt zu tragen. Weil du diese Kraft nicht mehr ver(sch)wendest, um dich zu verbergen oder zurückzuhalten.
Das bringt mich zu Beatrix Becker und ihrer Geschichte:
Schon vor unserer gemeinsamen Arbeit war sie erfolgreich auf Tour und hatte zwei CDs mit eigenen Kompositionen eingespielt – bezaubernde Musik mit Einflüssen aus Tango, Klezmer, Jazz, Klassik, Welt- und Filmmusik.
Und sie hatte einen Traum: Einmal in New York auftreten!
Mit Mut nach New York City
Sogar einen Projektpartner gab es schon, den wunderbaren Cellisten Noah Hoffeld aus Brooklyn. Für Beatrix war es als Berlinerin eine naheliegende Idee, daraus „Berlin meets Brooklyn“ zu machen. Ein guter Slogan – aber wie macht man so eine Idee wahr?
Daran haben wir im Coaching nach Vorne und nach Innen gearbeitet. Ideen produziert und verworfen, Arbeitspakete und Termine vereinbart, Ängste aufgescheucht, angenommen und endlich losgelassen.
Dann haben wir den Coaching-Rahmen verlassen und sind in Beratung und Ko-Kreation übergegangen. Haben ein Marketingkonzept, Texte und eine schöne Video-Idee entwickelt, die offensichtlich überzeugt hat:
Das Konzert in New York hat im Herbst 2015 stattgefunden. Ausverkauft und umjubelt.
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Mut als Entscheidung
Warum ich das erzähle? Zunächst einmal weil ich froh bin, dass die Rechnung aufgegangen ist. Froh über Beatrix als Heldin dieser Geschichte. Froh über den gemeinsamen Weg, der auch mich heute hierher geführt hat.
Er illustriert wunderschön, wie sehr Mut sich lohnt:
Erst wenn du deine Idee aus deinem Kopf herausholst und dich auf den Weg machst wirst du sehen, wie weit sie dich führt. Mit Zielstrebigkeit und etwas Glück vielleicht sogar bis nach New York City.
Wenn du ankommst, dann meist nicht, weil es keine Hindernisse gegeben hätte.
In solchen Momenten nicht aufzugeben ist eine Entscheidung. Eine „mutige Entscheidung“, könnte man sagen. Aus Coaching-Sicht aber eher eine Entscheidung für den Mut.
Denn du musst Mut gar nicht „haben“, eher machen. Das ist Chefsache, niemand anderes kann und wird das für dich erledigen. Deshalb verpufft ein externes „Tschacka“ nach einer viel zu kurzen Weile.
Alle Mutmacher:innen-Geschichten, auch die von Beatrix, können dich höchstens daran erinnern, dass du selbst auch mutig sein kannst. Dass dein Leben nicht so unveränderbar ist wie deine Angst oder auch deine Bequemlichkeit dir einreden möchte. Dass du schöpferisch bist!
Mut ist Übungssache
Mut ist kein Objekt und auch keine Eigenschaft, die Einige haben und Andere nicht. Das ist eine Ausrede die dazu dient, dich vor Veränderung zu bewahren. Mut ist etwas, das du einübst.
Wie bei allem Üben kommt es dabei auf die richtige Balance an: Übe-Mut hilft, Übermut nicht. Damit würdest du eher neue Ausreden produzieren: Dass es „ja doch nichts bringt“ oder „vielleicht bei anderen funktioniert aber bei dir nicht“, etc.
Wichtig sind vielmehr Reizpunkte, die dich fordern, aber nicht überfordern. Sie fördern deine Entwicklung und erweitern deinen Spielraum. Ob mit Begleitung im Coaching oder allein auf deinem Weg: Mut entwickelst du dort, wo du ihn brauchst.
Vielleicht erzählen dir die Menschen dann irgendwann, dass sie auch gerne so viel Mut „hätten“ wie Du. Und vielleicht wirst du lächeln und ihnen sagen, dass du Mut hergestellt hast, nicht geerbt. Und dass sie das auch können.
Mut als Startpunkt und Meilenstein
Auch deshalb erzähle ich Beatrix‘ Geschichte – weil sie weiter geht: New York, das vermeintlich unerreichbare Ziel, ist für sie zum unerwarteten Startpunkt geworden:
- Für eine ganz andere Außenwahrnehmung – zum Beispiel als „Berliner Fräuleinwunder“ (Süddeutsche Zeitung)
- Für ein neues Selbstverständnis: Beatrix konnte als mutige Künstlerin selbst zur Mutmacherin werden
Ihr ebenso gewagtes wie gelungenes neues Album „Phoenix“ erzählt von Ende und Neuanfang, von Träumen, Hoffnungen und natürlich von Mut.
Und auch „Berlin meets Brooklyn“ lebt weiter: Aus dem einen Konzert ist eine gemeinsame Tour mit Noah Hoffeld entstanden. Ein musikalischer Brückenbau zwischen Kontinenten, Musikstilen und Weltanschauungen. Ein Friedensprojekt in unruhigen Zeiten.
Gestern Abend habe ich live in London ein wunderbar berührendes Konzert der beiden beiden gesehen. Und bin sicher: Auch dieses bravourös erreichte Ziel wird rückblickend ein Meilenstein auf einem weiterhin mutigen Weg sein.
Ich fordere an dieser Stelle gerne ganz direkt zur Belohnung des Mutes auf: Schau dir doch einmal Beatrix‘ und Noahs Webseiten an und kauf eine ihrer CDs, wenn dir die Musik gefällt. Nein, ich bekomme keine Provision. Aber wie gesagt: Meine Klient:innen sind Held:innen – das gilt es zu unterstützen!
Mut und Du
Wenn du magst, geht es nun von der Themse live zurück zu dir. Mit ein paar Coaching-Fragen zur Selbstreflexion:
- An welche Situationen erinnerst du dich, in denen du mutig gehandelt hast und es sich gelohnt hat? Woher hast du den Mut damals genommen?
- In welchen Bereichen deines Lebens „fehlt“ dir momentan Mut?
- Wie könntest du dich herausfordern, ein bisschen mutiger zu sein als bisher?
- Wie kannst du dabei sicherstellen, dass du dich nicht überforderst, nicht übermütig wirst?
- Welche Gelegenheit könnte sich in nächster Zeit eignen, Mut bewusst einzuüben?